Was versteht man unter Kindesmissbrauch?
Unter Kindesmissbrauch versteht man die sexuelle Gewalt gegenüber Kindern (= sexueller Missbrauch). Das ist jede sexuelle Handlung, welche von einer strafmündigen Person an einem Kind oder Jugendlichen vorgenommen wird. Dazu zählen auch alle sexuellen Handlungen, die vor oder mit der minderjährigen Person erfolgen.
Die Handlungen werden gegen den Willen des Kindes vorgenommen bzw. dieses kann wegen seiner Unterlegenheit (physischer, psychischer oder sprachlicher Art) der Handlung nicht wissentlich zustimmen.
Hinweis:
Der Straftatbestand „Sexueller Missbrauch von Kindern“ ist in § 207b StGB geregelt.
Wo findet sexueller Missbrauch von Kindern meistens statt?
Kindesmissbrauch kommt in der Regel im nahen sozialen Umfeld der betroffenen Kinder vor. Das heißt: in der eigenen Familie und Verwandtschaft, im Bekannten- und Freundeskreis, in den Schulen und Bildungseinrichtungen, in Sportvereinen. In der Mehrheit der Fälle geht die sexualisierte Gewalt von der Kernfamilie des betroffenen Kindes aus.
Wie kann man Kinder vor Missbrauch schützen? – 7 wichtige Tipps
Um Kinder vor Missbrauch schützen zu können, sollten Eltern Acht auf eine gute Kindererziehung und ein intaktes Familienleben geben. Die Hauptarbeit in der Prävention müssen die Eltern leisten. Im Folgenden werden wichtige Ratschläge gegeben, die zum Schutz vor Kindesmissbrauch beitragen.
- 1. Tipp: Festigen Sie das Selbstbewusstsein des Kindes
- 2. Tipp: Helfen Sie dem Kind, schlechte Geheimnisse auszusprechen
- 3. Tipp: Reden Sie schon früh mit den Kindern über Geschlechtlichkeit und Sexualität
- 4. Tipp: Lassen Sie ihr Kind auch Nein sagen
- 5. Tipp: Ermutigen Sie Kinder, sich bei Problemen Hilfe zu holen
- 6. Tipp: Sagen Sie dem Kind, dass niemand das Recht hat, es anzufassen
- 7. Tipp: Werten Sie unglaubwürdige Erzählungen des Kindes nicht ab
Hinweis:
Wirksame Prävention von sexuellem Missbrauch beginnt nicht zu einem bestimmten Zeitpunkt im Kindesalter, sondern ist ein stetiger Prozess, der eigentlich schon bei der Persönlichkeitsbildung der Eltern seinen Ursprung findet.
1. Tipp: Festigen Sie das Selbstbewusstsein des Kindes
Die wichtigste Maßnahme, um Kinder vor Missbrauch zu schützen, ist es, den Kindern viel Selbstvertrauen mit auf dem Weg zu geben. Erreicht wird das insbesondere durch das Leben einer intakten Eltern-Kind-Beziehung.
In der Familie sollte eine offene und herzliche Gesprächskultur gepflegt werden. Ob die Eltern zusammen sind oder nicht: Wird vor oder mit den Kindern gestritten, sollten bestimmte Streitregeln beachtet und eine konstruktive Konfliktlösung erarbeitet werden.
Darüber hinaus ist es äußerst wichtig, dass die Eltern den Kindern regelmäßig ihren uneingeschränkten Rückhalt versichern, verbal und mit Taten. Zum einen, indem den Kindern gesagt wird, dass sie auf einen immer zählen können, dass man sie liebt, dass man ihnen vertraut. Zum anderen, indem man sie nicht hängen lässt, wenn sie tatsächlich auf die elterliche Unterstützung angewiesen sind.
2. Tipp: Helfen Sie dem Kind, schlechte Geheimnisse auszusprechen
Für Kinder ist es äußerst wichtig, die Unterscheidung zwischen guten und schlechten Geheimnissen verstehen zu lernen. Gute Geheimnisse, das sind etwa solche, die das Kind für sich behält, um später den Eltern mit einem Geschenk eine Freude zu machen. Zum Beispiel, wenn es im Kindergarten ein Muttertagsgeschenk vorbereitet und versucht, wirklich nichts darüber zu verraten.
Schlechte Geheimnisse sind jene, bei denen das Kind ein schlechtes Gefühl hat. Missbrauchstäter versuchen oft, die Kinder mit Drohungen zum Schweigen zu bringen. Dann erzählen sie ihnen zum Beispiel, dass etwas Schlimmes passiert wird, wenn sie das Geheimnis (zum Beispiel die sexuellen Berührungen) weitererzählen. Etwa, dass ihre Katze sterben wird, oder ähnliches.
Kindern muss das Gefühl vermittelt werden, dass sie Unangenehmes, über das sie schweigen sollen, nie für sich behalten müssen. Im Gegenteil sollten sie dazu ermutigt werden, solche Dinge sofort offen anzusprechen, ohne irgendetwas zu befürchten müssen.
3. Tipp: Reden Sie schon früh mit den Kindern über Geschlechtlichkeit und Sexualität
Kinder sollten das Thema Sexualität und Körper ganz ungezwungen, natürlich und „nebenbei“, jedoch altersgemäß mitbekommen. Noch immer schämen sich viele Eltern davor, den Kindern zu erklären, „woher“ sie eigentlich kommen, wie eine Geburt abläuft usw. Die Aufklärung über den Körper sollte aber ein ganz normaler Teil der Erziehung sein.
Fangen die Kinder an, ihre eigene Geschlechtlichkeit kennenzulernen, indem sie sich etwa selbst oder bei Spielen mit Freunden im selben Alter gegenseitig berühren, sollten die Eltern ruhig bleiben und ihnen das nicht verbieten.
Bevor die Kinder in die Pubertät gelangen, sollten die Eltern sie darüber aufklären, was das für eine Lebensphase genau ist, wie sich der eigene Körper dabei verändert und auch darüber, dass es dabei schon einmal zu einem Gefühlschaos kommen kann.
Hinweis:
Die Aufklärung über Sex sollten die Eltern jedenfalls mit übernehmen. Wer dieses Thema nur der Schule, Gleichaltrigen oder Geschwistern überlässt, riskiert damit, dass die Kinder vielleicht nicht die geeigneten Informationen bekommen.
4. Tipp: Lassen Sie ihr Kind auch „Nein“ sagen
Bevor Kinder wichtige Dinge verstehen, müssen sie den Eltern natürlich gehorchen. Ein 2-jähriges Kind kann noch nicht vollumfänglich begreifen, warum es vor einer Straße stehen bleiben soll. Allerdings werden die Kinder nur gehorchen, wenn sie Vertrauen in die Eltern haben. Die Vertrauensbildung ist daher das A und O für eine gesunde Entwicklung.
Schon früh in der Kindesentwicklung sollten die Eltern anfangen, dem Kind Sachen zu erklären. Keinesfalls darf ein Kind zum blinden Gehorsam erzogen werden. Das schwächt Kinder nur gegenüber Triebtätern. Diese versuchen mit Autorität und Druck die Kinder in ihre Abhängigkeit zu bringen.
Hinweis:
Situationen, in denen ein Kind durchaus lernen soll, Nein zu sagen, sind zum Beispiel, wenn es sein Spielzeug im Sandkasten gegen andere Kinder verteidigt, wenn es sich gegen das übliche Küsschen des Onkels wehrt oder in andere Gegebenheiten.
5. Tipp: Ermutigen Sie Kinder, sich bei Problemen Hilfe zu holen
Kindern sollte einerseits erklärt werden, dass sie sich immer Unterstützung holen können und sollen, wenn sie irgendwelche Schwierigkeiten, Anliegen, Fragen haben. Egal ob bei Streit mit Freunden, bei Schulproblemen, bei komischen Erlebnissen, die sie nachdenklich machen oder belasten.
Kinder sollen auch darin aufgeklärt werden, an wen sie sich im konkreten Fall wenden können. Sinnvoll kann es auch sein, mit den Kindern bestimmte Personen zu vereinbaren, an die sie sich wenden können (Lehrer, Vertrauenspersonen etc.).
6. Tipp: Sagen Sie dem Kind, dass niemand das Recht hat, es anzufassen
Besonders wichtig ist zudem, beim Kind ein Bewusstsein dafür zu schaffen, dass niemand – auch nicht Verwandte oder Freunde – das Recht haben, es zu berühren. Nur wenn das Kind es zulässt, darf es berührt werden. Und auch dann nur, wenn es sich dabei wohl fühlt.
Kinder sollten gar nicht erst in die Situation kommen, dass sie Berührungen akzeptieren, die sie so gar nicht wollen. Sie sollen lernen, eigene Grenzen zu ziehen und auch klar und deutlich zu sagen, wenn sie etwas nicht akzeptieren, wenn ihnen etwas zu weit geht. Wenn das Kind in dieser Hinsicht nicht lernt, für seine Interessen aufzustehen, würde es dadurch nur anfälliger für (sexuellen) Missbrauch.
7. Tipp: Werten Sie unglaubwürdige Erzählungen des Kindes nicht ab
Damit sich ein Kind überhaupt über Probleme öffnen kann, ist es von zentraler Bedeutung, eine gute Vertrauensbeziehung zum Kind zu haben. Dafür ist es wichtig, dem Kind stets zu vermitteln, dass man ihm Glauben schenkt, wenn es Dinge erzählt, die wahrscheinlich so nicht stimmen oder unglaublich erscheinen.
Überhaupt Kleinkinder lassen ihrer Phantasie noch sehr freien Lauf, weshalb sie bisweilen unverständliche oder unglaubliche Geschichten erzählen können. Wichtig ist, diese Geschichten nicht einfach als unwahr abzuwerten. Somit wird eine offene, vertrauensvolle Beziehung gewahrt und das Kind wird sich auch künftig nicht scheuen, Dinge zu erzählen, über die es nachdenkt, phantasiert oder die es tatsächlich erlebt hat.
Welche Gefahr besteht bei Kinderfotos im Internet?
Vielen Eltern ist gar nicht bewusst, dass Kinderfotos im Internet missbraucht werden können bzw. tatsächlich missbraucht werden. Beispielsweise ein Foto auf sozialen Netzwerken wie Facebook, Instagram oder TikTok, das die Eltern aus Freude über die eigenen Kinder auf der Plattform gepostet haben, kann von beliebigen Personen abgespeichert und für perverse Zwecke weiterverwendet werden.
Fotos von oder mit Kindern werden auf Pädophilen-Plattformen gepostet, verkauft, gehandelt. Pädosexuelle betrachten diese Fotos dann anzüglich und erregen sich dabei. In manchen Fällen werden Kinder auch ausspioniert und persönlich aufgesucht. Die Metadaten der Fotos (Orts- und Zeitangaben) oder die selbst im Post oft verwendete Ortsangabe („befindet sich hier: …“) können dafür missbraucht werden.
Hinweis:
Abgesehen vom Missbrauch von Kinderfotos durch Triebtäter stellen auch Soziale Medien, Foren, Chat-Bots und andere Plattformen eine Gefahr für junge Menschen dar. Wichtig ist daher, dass die Eltern Kindern stets beibringen, nur mit jenen Personen übers Internet zu kommunizieren, die sie auch persönlich (im wirklichen Leben) kennen.
Wohin kann ich mich wenden, wenn ich Missbrauch erkenne oder vermute?
Wer sexuellen Missbrauch an einem Kind oder Jugendlichen erkennt oder vermutet, sollte nichts im Alleingang unternehmen. Hilfreich ist es eine der professionellen Beratungsstellen für sexuellen Missbrauch zu kontaktieren. Dort arbeitet Fachpersonal, das Betroffenen sowie Beobachtern von Kindesmissbrauch professionell weiterhelfen kann.
Es kann aber auch notwendig sein, gleich einen Schritt weiterzugehen. Ist ein Kind gefährdet, macht es Sinn, das örtliche Jugendamt einzuschalten. Das Jugendamt ist dann verpflichtet, der Sache auf den Grund zu gehen, evtl. Hausbesuche vorzunehmen etc.
Hinweis:
Ist das Kind direkt in Gefahr, sollte unverzüglich die Polizei gerufen werden. Ein Verdacht kann, muss aber nicht bei der Polizei angezeigt werden.
Kinder vor Missbrauch schützen – Recht einfach erklärt
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