Was versteht man unter dem Nestmodell?
Das Nestmodell ist ein Betreuungsmodell, bei dem die Kinder einen fixen Wohnort haben. Sozusagen ein „Nest“. Die Eltern besuchen die Kinder abwechselnd, leben mit diesen, erziehen und betreuen sie. Insgesamt gibt es also drei Wohnungen: eine für die Kinder und eine für jeden Elternteil.
In der Regel ist das Nest das ehemalige Familienheim, in dem die Familie vor der Trennung lebte.
Beispiel:
Lars und Nele haben sich scheiden lassen. Sie entscheiden sich für folgendes Umgangsmodell: Ihre beiden Kinder bleiben in der Eigentumswohnung von Lars. Dort hat die nun getrennte Familie schon vor der Scheidung zusammen gelebt. Lars zieht in die Wohnung seiner neuen Freundin. Nele mietet für sich privat eine neue Wohnung an.
Jede Woche wechseln sich Nele und Lars mit der Kinderbetreuung ab. Dafür zieht jeder von ihnen abwechselnd für eine Woche in die Wohnung der Kinder. Jeweils freitagnachmittags (nach Schulschluss) findet die Übergabe statt. Somit können die Kinder in einer Umgebung bleiben, die sie schon gewohnt sind.
Manchmal wird das Nestmodell auch als eine Form von Wechselmodell bezeichnet. Die Eltern wechseln ja in diesem Fall „hin- und her“. Beim Wechselmodell (Pendelmodell) hingegen wechseln die Kinder regelmäßig die Wohnungen.
Die dritte Variante eines Umgangsmodells ist das traditionelle Residenzmodell. Bei dieser Regelung bleibt das Kind bei einem Elternteil wohnen. Dieser Elternteil erzieht und betreut das Kind hauptsächlich (meist die Mutter). Der andere Elternteil kommt nur zu Besuch. Wie oft sich Elternteil und Kind sehen, ist immer flexibel vereinbar, außer es wurde vom Gericht bestimmt.
Hinweis:
Es besteht eine gegenseitige Unterhaltspflicht der Eltern. Sie müssen sich also „über Kreuz“ Kindesunterhalt leisten. Verdienen beide in etwa gleich viel, zahlen sie Unterhalt in gleicher Höhe. Wer mehr verdient als der andere, zahlt einen entsprechend höheren Anteil Kindesunterhalt.
Wo leben die Eltern, wenn sie gerade nicht im „Nest“ sind?
Es stellt sich die Frage, welche Wohnmöglichkeiten es für die Eltern gibt, wenn sie gerade nicht bei den Kindern im „Nest“ leben. Es gibt mehrere Optionen.
- Eine eigene Wohnung für jeden Elternteil:
Sinnvoll ist meistens, wenn die Elternteile nach der Trennung oder Scheidung in getrennte Wohnungen ziehen. So wird der häufig notwendige Abstand gewahrt, jeder hat seine eigene Privatsphäre. Nachteilig könnte der Kostenaufwand sein. Müssen beide Eltern eine Wohnung anmieten und zusätzlich das „Nest“ der Kinder bezahlen, kann es zu hohen Gesamtmietkosten kommen.
- Eine gemeinsame Wohnung für die getrennten Eltern:
Die Eltern können gemeinsam eine Wohnung oder ein Haus ziehen. Darin wohnt jeweils, wer sich aktuell nicht bei den Kindern im „Nest“ aufhält. Diese Lösung ist jedoch für viele Ex-Partner nicht tragbar. Vielen wird es an Privatsphäre mangeln, da der Kontakt zum Ex wahrscheinlich häufiger als gewollt stattfindet. Als Zwischenlösung ist dieses Konzept aber fallweise brauchbar.
Vorteile und Nachteile des Nestmodells
Vorteile:
- Gleichbleibender Lebensort:
Das Nestmodell zeichnet sich durch seine Kinderfreundlichkeit aus. Hier gibt es zusätzliche Stabilität durch den fixen Wohnort der Kinder. Nicht die Kinder wechseln regelmäßig die Umgebung, sondern die Eltern.
Hervorzuheben sind die positiven Aspekte eines gleichbleibenden Umfelds: gleiche Freundschaften, gleiche KiTa oder Schule etc. Letzteres sollte jedoch auch bei den anderen Umgangsmodellen stets gegeben sein.
- Alle weiteren Vorteile des Wechselmodells:
Das Nestmodell ist im Grunde eine Form des Wechselmodells. Wechselmodelle sind statistisch gesehen förderlicher für das Kindeswohl als Residenzmodelle. Kinder profitieren in ihrer Persönlichkeitsentwicklung vom ausgeglichenen Kontakt zu beiden Elternteilen.
Auch die Eltern werden dadurch gleichberechtigt. Es kommt zu gleichmäßigen Zeitaufteilungen, was auch das berufliche Weiterkommen fördert (besonders für die Mütter). Hinzu kommen alle anderen Vorteile des Wechselmodells.
Nachteile:
- Finanzieller Aufwand:
Mieten die getrennt lebenden Elternteile jeweils eine eigene Wohnung an, entstehen möglicherweise höhere Kosten als bei einem normalen Wechselmodell oder einem Residenzmodell. Ein Vorteil: Viele Dinge müssen für die Kinder nicht doppelt angeschafft werden. Beispielsweise Spielzeug, Schulsachen, Musikinstrumente (z.B. Klavier, Schlagzeug, …) etc.
- Mit Babys schwer umzusetzen:
Säuglinge und Kleinstkinder brauchen mindestens eine feste Bezugsperson. Diese Person muss viel Zeit mit dem Kind verbringen. Ein Nestmodell würde den Eltern und vor allem dem Säugling in dieser Hinsicht Probleme bereiten.
- Alle weiteren Nachteile des Wechselmodells:
Ein Nestmodell erfordert von den Eltern eine erhöhte Kooperations- und Kommunikationsbereitschaft. Sind sie heillos zerstritten, kann dieses Modell schwierig werden. Dasselbe ist aber im Bezug auf jedes Umgangsmodell zu sagen.
Wollen oder können die Eltern nicht miteinander konstruktiv umgehen, wird wohl jedes Modell kompliziert umzusetzen sein.
Nestmodell – Recht einfach erklärt
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