Sehtest: Optiker oder Augenarzt? – Sehtest für Führerschein und Co.

Optiker / Brillen / Kontaktlinsen Gesundheitswesen

Ein professioneller Sehtest beim Optiker ist nicht nur Pflicht, um den B Führerschein zu absolvieren, sondern eine effektive Maßnahme, um Fehlsichtigkeit frühzeitig erkennen und behandeln zu können.

Sehtest beim Optiker
von Antoni Shkraba über Pexels

Wozu braucht man einen Sehtest? 

Augengesundheit ist ein häufig unterschätztes Thema. Dabei ist der Sehsinn für die allermeisten Menschen essenziell dafür, wie sie täglich die Welt wahrnehmen. Ein kleiner Sehtest (z. B. Sehtafel beim Hausarzt) gehört daher zum regelmäßigen Gesundheitscheck dazu und hilft dabei, Sehschwächen und andere Augenerkrankungen frühzeitig zu erkennen, um möglichst lange ein gutes Sehvermögen aufrecht zu erhalten.  

Empfohlen wird, dass die Sehstärke der Augen mindestens alle zwei Jahre geprüft wird. Wird eine Sehschwäche bei Ihnen vermutet oder haben Sie selbst das Gefühl, dass Ihr Sehvermögen abgenommen hat, steht in jedem Fall ein Sehtest beim Optiker oder Augenarzt an.  

Eine gewisse Sehkraft muss zudem nachgewiesen werden, wenn Sie einen Kfz-Führerschein machen wollen sowie in verschiedenen Berufsfeldern. Damit die Sicherheit im Straßenverkehr gewährleistet werden kann, müssen Kfz-Lenker:innen eine Sehleistung von mindestens 70 % nachweisen können. 

Hinweis:
Ab einer Sehleistung von 30 % und darunter gilt man als sehbehindert. Liegt man über 30 % und unter 70 %, spricht man von einer Sehschwäche. Diese kann mit Sehhilfen wie Brillen oder Kontaktlinsen korrigiert werden. Die geforderten Sehhilfen werden durch einen Code im Führerschein vermerkt.

In der Berufswelt wird diese Mindestsehstärke von allen Personen gefordert, die Verkehrsmittel oder große Maschinen lenken, wie Busfahrer:innen, Lokführer:innen, Pilot:innen, Bagger- und Staplerfahrer:innen usw. Auch Berufe, die den Einsatz von scharfen Waffen beinhalten, Polizist:innen, Soldat:innen und Jäger:innen, müssen eine ausreichende Sehstärke nachweisen. Handwerkliche Jobs auf der Baustelle sowie Berufsfelder im medizinischen Bereich verlangen ebenfalls ein gutes Sehvermögen.  

Hinweis:
Häufig reichen bei Menschen mit Sehschwäche eine Brille oder Kontaktlinsen aus, um das Defizit zu korrigieren und auf die Sehstärke vom mindestens 0,7 (=70 %) zu kommen. Dabei ist jedoch nicht garantiert, dass das ausreicht, um einen bestimmten Beruf ausüben zu dürfen. Es kann von Berufsfeld zu Berufsfeld und von Betrieb zu Betrieb unterschiedlich geregelt sein, ob die Person den Beruf mit Sehhilfe ausführen darf oder nicht. Oft muss im Einzelfall entschieden werden.


Augengesundheit: Was beeinflusst die Sehstärke?

Sehschwächen können im Alltag sowohl privat als auch beruflich stark einschränkend sein. Doch wie entstehen Sehschwächen eigentlich und wovon ist die individuelle Sehstärke abhängig? 

Das Sehvermögen einer Person wird von vielen verschiedenen Faktoren beeinflusst und ist mitunter sogar tages- bzw. tageszeitabhängig. Stress,Schlafmangel und Müdigkeit sind beispielsweise Gründe, weshalb die Sicht an bestimmten Tagen getrübt ist. Um bei einem Sehtest möglichst gute und aussagekräftige Ergebnisse zu erzielen, sollten Sie sich diesen nur in guter Verfassung unterziehen. Sind Sie beispielsweise von Natur aus eher Langschläfer und haben Probleme, morgens in die Gänge zu kommen, sollten Sie den Sehtest eher am Nachmittag einplanen.  

Das Risiko für Augenerkrankungen und Sehschwächen kann zudem genetisch veranlagt sein. Wer bereits als Kind eine Brille tragen musste und mit Augenproblemen zu kämpfen hatte, hat diese mit hoher Wahrscheinlichkeit vererbt bekommen.  

Aber auch Umweltfaktoren haben großen Einfluss auf das Sehvermögen. Ein nicht zu unterschätzender Faktor ist in der heutigen Gesellschaft ist sowohl bei Kindern als auch Erwachsenen die Bildschirmzeit. Bereits Babys und Kleinkinder haben heute Zugang zu Fernsehern, Tablets und Smartphones.  

Um die Augengesundheit der Kinder zu schützen, sollten Kleinkinder unter 3 Jahren gänzlich vonBildschirmen ferngehalten werden. Ab 3 Jahren sollte die Bildschirmzeit nicht länger als 30 Minuten betragen. Die WHO empfiehlt für Kleinkinder eine maximale Bildschirmzeit von einer Stunde, wobei ausdrücklich empfohlen wird, die digitale Medienzeit noch geringer zu halten.  

Jugendliche und Erwachsene können ihre Augen durch verschiedene Maßnahmen schützen. Wer schulisch oder beruflich bedingt viel am Bildschirm arbeitet, sollte bei der Arbeit regelmäßige Bildschirmpausen einlegen. Ein gelegentlicher Blick aus dem Fenster, um in die Ferne zu schauen, entlastet zudem die Augen und beugt Kurzsichtigkeit vor. Verschiedene Einstellungen an den Geräten (Darkmode, Blaulichtfilter, …) und ein ergonomischer Arbeitsplatz  können den Bildschirm zudem augenschonender gestalten.  

Achtung:
Seit einigen Jahren erfreuen sich Brillen mit Blaulichtfilter großer Beliebtheit, auch bei Menschen ohne Sehschwäche. Anbieter werben häufig damit, dass die Brillengläser Schlaf und Konzentration verbessern. Das Blaulicht von digitalen Bildschirmen hemmt laut einigen Studien die Melatoninproduktion (=Schlafhormon) und schädigt auf lange Zeit die Augen. Tatsächlich ist sich die Forschung jedoch nicht einig, inwieweit das Blaulicht tatsächlich schädlich für uns ist und ob derartige Blaulichtfilter-Brillengläser überhaupt einen Zweck erfüllen. Wirklich schützen würden zudem nur gelb oder orange getönte Brillengläser.


Sehtest – Unterschied Optiker und Augenarzt

Sowohl Optiker:innen als auch Augenärzt:innen sind Fachleute im Bereich Augengesundheit und beide bieten Sehtests an. Was ist nun eigentlich der Unterschied zwischen Optiker und Augenarzt und wo sollte man einen Sehtest machen lassen?  

Fakt ist, dass sich die Aufgaben beider Parteien teilweise überschneiden und teilweise ergänzen. Augenärzt:innen und Optiker:innen genießen verschiedene Ausbildungen, dementsprechend unterscheiden sich auch ihre Zuständigkeiten. Kurzgesagt sind Augenärzte für das Medizinische, Optiker für das Technische verantwortlich.  

Augenärzt:innen haben ein medizinisches Studium an einer Universität oder einer Fachhochschule absolviert. Sie sind daher Fachärzt:innen und schließen ihre Ausbildung mit einem Doktortitel ab. Sie sind für alle gesundheitlichen Aspekte an Augen und Sehnerv zuständig und sind auch dazu berechtigt, Medikamente zu verschreiben. Sie führen umfangreiche Sehtests durch, um den Gesamtzustand der Augengesundheit festzustellen. 

Optiker:innen haben ihre duale Ausbildung in einem Fachbetrieb für Augenoptik absolviert und gelten strenggenommen als Handwerker:innen. Sie führen lediglich einfache Sehtests zur Feststellung der Sehschärfe sowie Brechkraft durch. Ansonsten liegt ihr Aufgabengebiet darin, Brillen, Kontaktlinsen und andere Sehhilfen (z. B. Sonnenbrille mit Sehstärke herzustellen und zu warten bzw. diese nach Angaben des Augenarztes an den jeweiligen Patienten anzupassen.  

Hinweis:
Optiker:innen können Sehtests durchführen, um die Sehleistung zu überprüfen, aber sie sind normalerweise nicht qualifiziert, medizinische Diagnosen zu stellen oder Augenkrankheiten zu behandeln. Da Sehschwächen im Gegensatz zu Sehbehinderungen nicht als Krankheit gelten, sind Optiker:innen aber durchaus qualifiziert dafür, Menschen mit Sehschwäche zu betreuen und ihnen Sehhilfen anzubieten.


Sehtest Führerschein 

Der Sehtest für Führerschein Klasse B beinhaltet in Deutschland in der Regel lediglich einen Sehschärfentest. Der Führerschein-Sehtest kann daher sowohl beim Optiker als auch beim Augenarzt durchgeführt werden. Für den Führerschein-Sehtest wird sowohl beim Arzt als auch beim Optiker eine gesetzlich vorgeschriebene Gebühr von 6,43 Euro erhoben. Der Test dauert nur wenige Minuten und ist nach Abschluss zwei Jahre gültig. Der Test gilt als bestanden, wenn Sie ein Visus von mind. 0,7 nachweisen können. Liegen Sie darunter, brauchen Sie eine Sehhilfe in Form einer Brille oder Kontaktlinsen.


Ablauf des Sehtests beim Optiker

Bei einem Sehtest beim Optiker wird die Sehstärke der Augen ermittelt. Diese sollte mindestens alle zwei Jahre getestet werden. Braucht man den Test für den Führerschein, bekommt man vom Optiker ein gesetzliches Gutachten.


Korrektionswerte in der Augenoptik 

Der Sehtest besteht standardmäßig aus zwei Teilen: der objektiven Beurteilung und der subjektiven Beurteilung. Optiker-Filialen haben meist einen separaten Refraktionsraum, in dem sich ein sogenanntes Autorefraktometer befindet. Dort wird der Sehtest von ausgebildeten Augenoptiker:innen mit modernen computergesteuerten Geräten durchgeführt. 

Im Rahmen des Sehtests werden die sogenannten Korrektionswerte ermittelt, die der Optiker braucht, um die Brillen bzw. Kontaktlinsen an die individuellen Augen der Kunden anzupassen. Nur durch korrekt ermittelte Werte kann die Sehhilfe die Fehlsichtigkeit ausgleichen. 

Zu den Korrektionswerten in der Augenoptik zählen beispielsweise die folgenden: 

  • Sphäre: Die Sphärenkorrektur misst den Grad der Kurzsichtigkeit (negativ) oder Weitsichtigkeit (positiv). Ein negativer Wert (z. B. -2,00) deutet auf Kurzsichtigkeit hin, während ein positiver Wert (z. B. +2,00) auf Weitsichtigkeit hinweist. 
  • Zylinder: Der Zylinderwert gibt an, ob Astigmatismus vorliegt und misst die Stärke dieses Astigmatismus. Ein Zylinderwert kann sowohl positive als auch negative Werte haben und zeigt die Abweichung der Hornhautform an. 
  • Achse: Die Achse gibt die Ausrichtung des Astigmatismus an. Sie wird in Grad gemessen und reicht von 0 bis 180 Grad. Die Achse gibt die Richtung an, in der der Zylinder am stärksten wirkt. 
  • Addition (ADD): Die Addition ist ein Korrektionswert, der bei multifokalen Brillen oder Kontaktlinsen für die Korrektur von Alterssichtigkeit (Presbyopie) verwendet wird. Der Wert wird in Dioptrien gemessen und gibt die zusätzliche Stärke für das Lesen oder Sehen in der Nähe an. 
  • Pupillendistanz: Die Pupillendistanz ist der Abstand zwischen den Pupillen beider Augen. Dieser Wert ist wichtig, um die Brillengläser so zu zentrieren, dass der Träger durch das optische Zentrum sieht.
     

1. Teil: objektive Messung 

Wie gesagt besteht der Sehtest aus zwei Teilen. Im ersten Schritt werden Sie gebeten, durch ein sogenanntes Autorefraktometer durchzuschauen – erst mit einem Auge, dann mit dem anderen. Das Gerät zeigt Ihnen ein Bild, das zuerst verschwommen ist und dann scharf wird. Während dieses Prozesses misst das Autorefraktometer vollautomatisch über Infrarotstrahlen den objektiven Brechwert der Augen. Das dauert nur wenige Sekunden. Die Ergebnisse geben eine erste Auskunft über Ihre Sehleistung.


2. Teil: subjektive Messung 

Die objektive Messung liefert einen Ausgangspunkt für die subjektive Messung. Nach der objektiven Messung wählt der Optiker eine vorläufige Korrektur aus und verwendet dann die subjektiven Messungen, um diese Korrektur weiter zu verfeinern. 

Hier wird also nach Ihrer persönlichen Einschätzung gefragt. Der Optiker lässt Sie beispielsweise verschiedene Linsen probieren, während Sie eine Sehtafel betrachten. Sie sollen Feedback dazu geben, welche Linsen die beste Sehschärfe bieten.


Nach dem Sehtest: Ergebnis besprechen 

Insgesamt dauert der Sehtest nicht länger als 10 bis 20 Minuten. Danach kennen Sie Ihre aktuellen Korrektionswerte. Wurde beim Sehstärkentest eine Fehlsichtigkeit erkannt, können Sie sich gleich eine Brille aussuchen bzw. sich zu anderen Sehhilfen beraten zu lassen. 

Sehtest Optiker – Bauen & Wohnen